Die Heimkehr des Highlanders by Carrie MacAlistair

Die Heimkehr des Highlanders by Carrie MacAlistair

Autor:Carrie MacAlistair [MacAlistair, Carrie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2014-04-01T22:00:00+00:00


15. Kapitel

Das Schluchzen einer Frau ließ Ewan aus unruhigem Schlaf auffahren, doch als er sich im Dämmerlicht des Kerkers blinzelnd umsah, wurde ihm bewusst, dass er nur geträumt hatte. Neben ihm lagen andere stinkende zerlumpte Gestalten, die im Schlaf grunzende Töne von sich gaben oder leise weinten – wenn sie dafür nicht zu schwach waren.

Ewan hatte es aufgegeben, die Tage zu zählen, seit ihn die englische Patrouille bei den Ruinen von Barwick Castle gefangen genommen hatte und später mit einer Kolonne anderer Highlander zur Festung An Baghasdal gebracht hatten. Die Festung lag an der Westküste Schottlands, früher hatte sie einer schottischen Adelsfamilie als Stammsitz gedient, nun hatten die Engländer sie beschlagnahmt und ein gut bewachtes Gefängnis daraus gemacht.

Ewan stöhnte leise auf, als er versuchte, seine unbequeme Lage zu verändern, jeder Knochen im Körper schmerzte ihn von dem steinigen Boden, auf dem er lag, notdürftig gebettet auf einer Handvoll fauligem Stroh. Noch einmal versuchte er, sich an das Weinen zu erinnern, das ihn aus dem Schlaf geschreckt hatte … es war Joan gewesen, das wurde Ewan plötzlich klar.

Er hatte in seinem Leben nicht sehr oft geweint, doch nun liefen ihm die Tränen über das schmutzige bärtige Gesicht. Seine Frau lebte in einer anderen Zeit, weinte sich um seinetwillen wahrscheinlich die Augen aus dem Kopf – und er hatte keine Chance, zu ihr zu gelangen.

Mühsam richtete sich Ewan vollends auf und lehnte seinen Rücken gegen die feuchte Wand aus gehauenem Felsstein. Dabei versuchte er, keine unnötigen Geräusche zu verursachen, um keinen der Schlafenden zu wecken; denn die Nacht war die einzige Zeit, in der die Zelle nicht von rauen Flüchen, Hassparolen gegen die Sasannach und zotigen Witzen heimgesucht wurde.

Verzweifelt versuchte er, sich an jede Einzelheit zu erinnern, die er nach der Verhaftung durchlebt hatte. Ohne auf seinen Protest zu achten, hatten die Soldaten ihn gefesselt und vor sich hergestoßen, bis sie ein Feldlager einige Meilen weiter erreicht hatten. Entsetzt hatte Ewan auf dem Weg dorthin die Verwüstungen gesehen, die die Rotjacken angerichtet hatten – und auch wenn er noch nicht wusste, was geschehen war, so bekam er eine vage Ahnung, dass es einen weiteren Jakobitenaufstand gegeben hatte.

Unter den Gefangenen befand sich kein Mann seines Clans, wie er rasch festgestellt hatte, die Männer, die teils verwundet waren, hatte man in einen Verschlag gesperrt, der schwer bewacht wurde. In schöner Regelmäßigkeit erschienen immer wieder englische Soldaten mit triumphierenden Mienen und brachten weitere Gefangene.

Den Männern wurde befohlen, ihre breacan feiles abzunehmen, dafür wurden ihnen schmuddelige Kniehosen aus grobem Leinen hingeworfen. Als sich einige Männer weigerten, sie anzuziehen, wurden sie mit dem Gewehrkolben traktiert, bis sie tot waren oder taten, wie ihnen geheißen.

Ewan hatte eingesehen, dass es besser war zu tun, was die Soldaten verlangten, denn wenn man ihn verletzte, würde ihm die Flucht zur Höhle nicht mehr gelingen. Vorsichtig versuchte er, ohne Misstrauen zu wecken, herauszufinden, was geschehen war. Doch aus den entkräfteten Männern, die sich in den Wäldern vor den Engländern versteckt hatten, war nicht viel herauszubekommen; das Einzige, was Ewan erfuhr, war das aktuelle Datum: 24.



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